Heute beantworten wir die Frage, was genau „Wahrnehmung“ ist, wie sie beeinflusst wird und wo die Grenzen unseres Auffassungsvermögens sind.
Was ist Wahrnehmung?
Wahrnehmung bezeichnet den Vorgang der Sinnesaufnahme und -verarbeitung von physischen Reizen aus der Außenwelt. Diese können durch alle fünf Sinne prozessiert werden und sowohl bewusst als auch unbewusst verarbeitet werden. Die so aufgenommenen und ausgewerteten Informationen werden Wahrnehmungen (oder Perzepte) genannt. Diese werden laufend mit den als Teil der inneren Vorstellungswelt gespeicherten Konstrukten oder Schemata abgeglichen.
Bevor du einen neuen Gedanken, ein neues Verhalten oder allgemein Information bewusst verarbeiten kannst, durchläuft die Information automatisch einen vorbewussten Prozess. Somit durchläuft alles, bevor es überhaupt bewusst werden kann, mehrere Wahrnehmungsfilter, die für jeden Menschen unterschiedlich sein können.
Sie sind sowohl durch genetische Vorgaben, vor allem aber auch durch deine individuelle Erfahrung entstanden und sortieren alle Informationen, die deine fünf Sinneskanäle aufnehmen, nach bestimmten Kriterien. Diese vorbewussten Filter sind sowohl für gewünschte als auch weniger gewünschte Ergebnisse verantwortlich, die in deinem späteren Verhalten und deiner Persönlichkeit manifestiert werden.
Du solltest dir darüber im Klaren sein, dass jeder Mensch eine für sich individuell gefärbte „Brille“ trägt, durch die er die Welt betrachtet und durch sie Informationen jeweils so filtert, wie er gewohnt ist, sie zu sortieren – noch lange, bevor ihm das überhaupt bewusst zur Verfügung steht. Dies ist auch völlig logisch, denn dein Unbewusstes hat unter anderem die Aufgabe, Relevantes von nicht Relevantem zu unterscheiden, um dir dabei zu helfen, dich in der Welt zurechtzufinden.
Der Inhalt und die Qualität der Sinneswahrnehmung (Perzeption), also deren Gerichtetheit und Schärfe, können bewusst durch gezielte Aufmerksamkeit gesteigert werden.
Dr. Richard Bandler, der Co-Entwickler des Modells von NLP, das du in diesem Coaching Brief noch viel genauer kennen lernen wirst, hat sich intensiv mit diesem Wahrnehmungsprozess beschäftigt.
Er schreibt in seinem Buch The Structure Of Magic, I:
„Wir als Menschen handeln nicht als direkte Reaktion auf die Umwelt. Jeder von uns erstellt seine eigene Repräsentation von der Welt, in der wir leben; wir entwickeln eine individuelle Landkarte oder ein Modell, das uns dazu dient, Verhalten zu generieren. Unsere innere Landkarte von der Welt bestimmt zu einem großen Teil, wie wir unser Umfeld wahrnehmen, welche Möglichkeiten uns zur Verfügung stehen und wie wir in der Welt leben. (…) Es existiert demzufolge eine konsensuale, also geteilte Realität, in der wir alle mehr oder weniger bestimmten Dingen zustimmen und ähnlich unter denselben Bedingungen handeln – und das ist ein sinnvolles Prinzip. Wir müssen wissen, was der andere mit oben und unten meint.“
Wenn eine Landkarte zu einem großen Teil der geteilten Realität der Masse entspricht, bezeichnen wir diesen Menschen als „normal“. Die meisten Menschen, die im Alltag funktionieren, finden sich somit in der Welt zurecht, indem sie sich auf geteilte Werte, Glaubenssätze und Verhaltensmuster berufen – das kennen wir unter dem Begriff „Kultur“. Je nach Sprachraum, Land, Religion oder anderen Strukturen kann die eine Kultur von einer anderen abweichen. Dabei liegt der Unterschied aber nicht in der physischen Voraussetzung, weil der Großteil der Menschen über dieselben fünf Sinne verfügt; er liegt also in der veränderten Wahrnehmung der gleichen Realität. Auf Basis dieser Erkenntnis haben sich unzählige Personal Growth Themen ergeben.
Doch auch unsere Wahrnehmung hat Grenzen.
Ein passendes Beispiel hierfür sind bekannte Sinnestäuschungen. Solch eine liegt vor, wenn die subjektive Wahrnehmung (Perzept) von einer physikalisch erklärbaren und reproduzierbaren Messung abweicht. Die Abgrenzung zwischen Täuschung und Realität aber fällt oft schwer. Unsere Augen nehmen beispielsweise zweidimensionale Bilder der Umwelt wahr und dennoch haben wir das Gefühl, dreidimensional zu sehen. Farbeindrücke erhalten wir nur von einem kleinen Ausschnitt des elektromagnetischen Lichtspektrums und Schattierungen im infraroten oder UV-Bereich bleiben uns verschlossen.