Im normalen Wachzustand arbeiten unser Gehirn und unser Geist mit größter Kritikfähigkeit. Das Gehirn bewertet konstant Einflüsse vom eigenen Selbst und von außen. Es selektiert und reagiert, und das sehr schnell. Oftmals, wenn wir noch glauben, wir würden erst abwägen, ist unsere Entscheidung bereits getroffen.
Der Grund für die Schnelligkeit ist unsere Umwelt. Wie du bereits weißt, wären wir völlig überfordert damit, alle Informationen, die konstant durch unsere fünf Sinne auf uns einprasseln, einzeln zu bewerten und in Relation zu setzen.
Deshalb hat unser Vorbewusstsein eine ganz spezielle Funktion: es selektiert die Informationen aus, die unser bewusstes Denken erreichen. Sobald wir eine Strategie gefunden haben, die für uns erfolgreich ist, behalten wir diese bei. Dies unterstützt uns dabei, uns in der Welt zurechtzufinden und aktiv mit ihr interagieren zu können. Anders wäre es gar nicht möglich, wir wären von viel zu viel Information schlichtweg überfordert. Dieser automatische Selektions-mechanismus, der es ja eigentlich gut mit uns meint, führt jedoch auch zu Komplikationen. Zum Beispiel sind ein Großteil der Vorurteile und
Glaubenssätze uns selbst und anderen gegenüber, aber auch negative Verhaltensmuster und andere unerwünschte Strukturen unserer Persönlichkeit, die wir gerne positiv verändern würden, auf diesem Mechanismus begründet. Aus evolutions-theoretischer Sicht ist der Prozess, wie unsere vorbewusste Wahrnehmung zu Stande kommt, relativ einfach zu erklären. Als Säugling werden wir in ein bestimmtes Umfeld geboren. Dieses Umfeld reagiert auf uns, sobald wir damit in Kontakt treten. Gehen wir beispielsweise davon aus, dass ein kleines Kind bei einem der ersten Gehversuche stolpert und hinfällt. Die normale Reaktion ist nicht das sofort einsetzende Weinen, sondern der Blick zur Bezugsperson, in diesem Fall die Mutter. Verzieht diese hier das Gesicht und schreit vor Angst um das Baby auf, wird auch das Kind augenblicklich weinen. Lacht die Mutter jedoch und beruhigt das Kleinkind, es ist ja alles nicht so schlimm, wird das Kind ebenfalls lachen und wieder aufstehen.
Dieses Phänomen ist ebenfalls auf einer neurologisch sehr tiefen Ebene fest verankert und als „Spiegelneuronen“ bekannt geworden. Eine sehr gute Buchempfehlung zu diesem Thema ist „Warum ich fühle, was du fühlst“ von Joachim Bauer.
Je mehr Erfahrungen wir sammeln, je mehr Feedback wir also von unserer Umwelt erhalten, desto mehr Filter programmieren wir unweigerlich in unserem Vorbewusstsein. Der Begriff „programmieren“ ist hier an das von Pavlow bekannte „Konditionieren“ angelehnt, der beschreibt, dass durch einen externen Reiz eine verknüpfte Reaktion hervorgerufen wird.
Auf jeden Fall ist nötig festzuhalten, dass wir nicht ohne Filter funktionieren (zumindest nicht in der Welt und Umgebung, wie wir sie alltäglich kennen).
Mach dir das Leben einfach!
Benedikt Ahlfeld