Wohl-geformte Zieldefinition ist nicht nur ein bedeutendes NLP-Thema, sondern jedem ein bewußtes oder unbewußtes persönliches Anliegen.
Ein Artikel von Stefan Strecker
Wer denkt nicht an seine Zukunft, plant, strukturiert, organisiert das, was ihm oder ihr wiederfahren soll? Ist man sich einmal darüber klar geworden, dass zu viele Ziele zu verfolgen meist dazu führt, dass man keines vollständig erreicht – wie in einem Restaurant gleich zehn Gerichte zu bestellen – dann stellt man schnell fest, dass wie ein Ziel definiert ist leicht darüber entscheidet, ob man es erreicht, oder sogar das Gegenteil bewirkt. Ein Ziel zu formulieren kommt einer Blaupause der Zukunft gleich, wie man einen bestimmten Bereich seines Lebens erleben will. Um sich über die Möglichkeiten der Zukunftswünsche präziser klar zu werden, helfen uns die “Logischen Ebenen” nach Robert Dilts. In folgende Bereiche könnte man sein Leben unterteilen
Nun haben Sie vielleicht Ziele bezüglich Ihrer Fähigkeiten, zum Beispiel eine Sprache zu erlernen. Oder Ziele, was oder wer sie gerne sein möchten. Die meisten Menschen suchen Veränderung in zwei Bereichen: der Identität und der Umgebung. Während man die eigene Identität als unveränderlich annimmt, versucht man zu erreichen, dass alle anderen sich verändern mögen, damit man glücklich ist. Man gibt dem aktuellen Ort, der aktuellen Zeit und den umgebenden Personen die Schuld dafür, das dies noch nicht der Fall ist – und diese müssen sich anpassen, erst dann kann man glücklich werden. Dass aus der Identität alle anderen Punkte entspringen, ist jedem zwar mindestens halb bewußt, aber nicht ungern steht man ohnmächtig dieser riesig erscheinenden Aufgabe gegenüber, dort den Hebel der Veränderung anzusetzen. Dies ist nichts weiter als Bequemlichkeit und führt dazu, dass Veränderung höchstens mit der Fließgeschwindigkeit eines Gletschers stattfindet.
Identität wird gern mit Persönlichkeit verwechselt. Das Wort Persönlichkeit entstammt dem griechischen “Persona”, das soviel wie “Maske” bedeutet. Diese Maske ist nichts weiter als die Summe der Konditionierungen und unserer Ansichten über die Welt, die im Alter immer weiter zunimmt. Mit dem Wachstum dieser Maske vergrößert sich auch das Gefühl der Entfremdung, was einen ganz eigenen Artikel allein darüber wert wäre. Identität dagegen ist das, was man wirklich ist. Meiner Meinung nach ist das nicht mit Worten zu beschreiben, da Worte nur Etikettiermittel des Geistes und damit der Maske sind. Die Maske weißt aber nichts von dem, was sich hinter ihr befindet und sie benutzt. Sie ist noch nicht einmal lebendig. Wenn Sie sich auf die Suche nach Ihrer wahren Identität begeben wollen, wird dies der lohnenswerteste Entschluß Ihres Lebens sein. Dafür empfehle ich Ihnen die Meditationstechnik Vipassana, denn Worte können dies nicht bewirken. Zurück zur Zieledefinition: Im NLP hat sich eine gehirngerechte Sprache gezeigt, die optimal und maximal unmissverständlich für die Prozesse das Gehirns aufbereitet ist, was man in dem lecker klingenden Wort “Pabsbragör” zusammenfassen kann. Um die Achillesverse der bisherigen Zieledefinition klar vor Augen zu führen, hier noch einmal die Bisherige kurz rekapituliert:
P für POSITIV FORMULIERT: Was wollen Sie! Und nicht: Was sollen Sie nicht.
A und B für AKTIVE BETEILIGUNG: Was können Sie aktiv tun, um dieses Ziel zu erreichen?
S für SINNESSPEZIFISCH: Welche Erfahrungen machen Sie mit ihren fünf Sinnen, wenn Sie das Ziel erreicht haben?
B für BEWEIS: Woran erkennen Sie, dass Sie das Ziel erreicht haben?
R für RESSOURCEN: Welche Ressourcen haben Sie, die Ihnen auf dem Weg zum Ziel behilflich sind?
A und G für ANGEMESSENE GRÖßE: Ist das Ziel zwar herausfordernd, bleibt aber erreichbar?
Ö und R für ÖKOLOGISCHER RAHMEN: Der obligatorische Rückblick, ob das gedachte Ziel wirklich eine Lösung darstellt.
Zieldefinitionen werden gerne stur und blind nur auf das Ziel ausgerichtet, das Ergebnis. Nur zu gern blendet man den Preis aus, den es dafür zu zahlen gilt! In einem wohlgeformten Ziel sollten dagegen alle Anteile der Persönlichkeit berücksichtigt werden, so dass bei Erreichen des Ziels – und dies ist nun meine Kernaussage – keine Konflikte entstehen. Dies ist der Sinn von Wohlgeformtheit. Was aber sind diese Anteile der Persönlichkeit? Dazu komme ich zwar im nächsten Abschnitt, jedoch um die Lücke zu erkennen, bedarf es lediglich eines gesunden Menschenverstands: Wie selbstverständlich vorausgesetzt wird bei vielen aktuellen Zieleformulierungen, dass das Ziel definitiv erreicht wird. Da aber jedes ihrer gewünschten Ziele zeitlich in der Zukunft liegt, ist selbst in einem deterministischen Weltbild automatisch die Möglichkeit eingebaut, dass das Gewünschte – trotz aller Anstrengungen und Vorkehrungen – nicht eintrifft. Diese Möglichkeit wird im Pabsbragör vollkommen außer acht gelassen, so dass man der Zielerfüllung so verhaftet sein kann, dass dies bei Nichterreichen hohes Konfliktpotential besitzt. Die Folge sind Enttäuschung und Leiden. Dies gleicht einem Kapitän, der entgegen aller Vernunft mit seinem Schiff untergeht, da der klare Verstand durch die Wunschvorstellung so stark getrübt ist, dass die Landkarte wichtiger wird als das Territorium und man vergisst, dass es sich auch bei dem schönsten Schiff nur um schwimmendes Metall handelt. Und schwimmendes Metall ist niemals so wertvoll wie pulsierendes Blut. Betrachtet man parallel zum Pabsbragör die Psychologik von Prof. Max Lüscher (“Der 4-Farben-Mensch”, Ullstein Tb), der die Komponenten für ein ausgewogenes und glückliches Leben erforscht und wissenschaftlichen bewiesen hat, dann fällt auf, dass eine bedeutende Komponente fehlt.
Was ist die Lüscher-Psychologik? Prof. Max Lüscher entwarf 1947 die Lüscher-Color-Diagnostik als „Röntgenbild der Psyche“. Der Lüscher-Test ist er die auf der Welt am weitesten verbreitete psychosomatische Persönlichkeitsanalyse. Da er mit der rein über das limbische System stattfindenden Farbwahrnehmung arbeitet, wird eine subjektive Verfälschung, dadurch wie man sich selbst sieht oder gesehen werden möchte, ausgeschlossen. So ist es möglich objektiv, zuverlässig genau und hoch differenziert unterschiedliche Lebens- und Verhaltensbereiche zu beleuchten, wie z.B. auch die persönlichen Konfliktsituationen und deren Lösung. Um nun prinzipiell Konflikte zu vermeiden, müssen alle sogenannte Selbstgefühle in einer Zielformulierung berücksichtigt werden. Diese Selbstgefühle sind physiologisch getestete, objektive Körperreaktionen und unabhängig von der subjektiven Bewertung derselben, da diese erst der Selbstempfindung nachfolgend stattfindet. Erst die Balance zwischen diesen Selbstgefühlen wird als innere Ausgeglichenheit wahrgenommen.
Innere Freiheit
Was ändert sich, wenn Sie Ihr Ziel erreicht haben?
Was ändert sich nicht, wenn Sie Ihr Ziel erreicht haben?
Was ist positiv an der Erreichung Ihres Ziels?
Was kann negativ sein an der Erreichung Ihres Ziels?
Was geschieht, wenn Ihr Ziel nicht erreicht wird?
Was geschieht nicht, wenn Ihr Ziel nicht erreicht wird?
Dieser erhöhte Blickwinkel auf das gewünschte Ergebnis gewährleistet eine ausreichend disassozierte innere Haltung, um eine emotionale Unabhängigkeit von zukünftigen und damit nicht bestimmbaren Ereignissen beizubehalten. Dies ist ein gerade heutzutage vernachlässigtes Lebensgefühl, das mit seiner Abwesenheit zu Verhaftetsein besonders an äußeren, vergänglichen Dingen führt. Ein innerer Zustand wie zum Beispiel Friede, Liebe oder Glückseligkeit kann aber niemals durch ein externes Ereignis oder einen Gegenstand hervorgerufen werden. Diese Zustände sind Spontanphänomene, die außerhalb der Willensakte des Geistes liegen – meiner Meinung nach und auch der Meinung vieler anderer hochkarätiger NLPler. Wenn sie es auch nicht immer offen zugeben. Diese Spontanphänomene können nur entstehen, wenn man ihre Realität der Vergänglichkeit aus der eigenen Wahrnehmung tilgt. Daher sollte der Erhalt der Inneren Freiheit bei Zielen, Erwartungen und Hoffnungen besondere Beachtung finden. Sie verhelfen Ihnen dazu, dass man Sie kaum mehr auf emotional falschem Fuß erwischen kann. Und emotionale Instabilität ist die Mindestvoraussetzung für einen psychobiologischen Konfliktschock, der je nach Intensität sich auch in handfeste Krankheiten manifestieren kann. Behalten Sie dagegen Ihre Innere Freiheit, dann kann Ihre klare Sinneswahrnehmung auch nicht von überwältigenden Emotionen verzerrt werden und Sie gelangen von andernfalls möglichen fehlerhaften Bewertungen und Re-Aktionen zu
vernünftigen, angemessenen und heilenden Aktionen. Oder sinngemäß nach den Worten des Dalai Lama: Wenn Sie etwas ändern können, warum sich darüber ärgern? Sie können es ja ändern. Wenn Sie etwas nicht ändern können, warum sich darüber ärgern? Sie können es ja sowieso nicht ändern.
Stefan Strecker
- praktiziert leidenschaftliches NLP seit 1997
- veröffentlichte das deutschlandweit erste Buch zum Thema Verführung 1999, ist seitdem in zahlreichen Fernseh- und Radioauftritten zu sehen
- mit Gründung des Strecker Verlags folgten weitere Buch und Medienveröffentlichungen
- er ist Mitgründer des Lanka Hope e.V. zur Gründung und Unterhaltung eines Waisenheimes in Sri Lanka
- veranstaltet deutschlandweite Seminare und Coachings zu verschiedenen NLP-Themen.
Weitere Infos gibt‘s auf: www.seros.de
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